Der Frühling hat offiziell begonnen – sagt mein Heuschnupfen.
Ein treffendes Sprichwort für diese Jahreszeit. Der Frühling ist zweifellos eine der schönsten Phasen im Jahr: Die Sonne scheint, die Natur erwacht. Doch für viele beginnt mit dem Frühling auch die Leidenszeit – insbesondere bei Allergien der Atemwege, ausgelöst durch Pollenflug.
Der Klimawandel verändert zunehmend unsere Umwelt. Die globale Erwärmung führt zu einer Verschiebung der Jahreszeiten: Herbst und Winter werden milder, Frühling und Sommer hingegen heißer und länger. Das hat zur Folge, dass die Blütezeit früher beginnt und länger anhält – damit verlängert sich auch die Pollensaison mit einer erhöhten Konzentration an Pollen in der Luft. Schimmelpilze gedeihen zudem bei Wärme und Feuchtigkeit, setzen Sporen frei und können ebenfalls allergische Reaktionen hervorrufen. Eine hohe Luftfeuchtigkeit verstärkt zusätzlich chronische Atemwegserkrankungen. Bestehende Allergien können sich dadurch verschärfen, akute Symptome länger anhalten.
Typische Allergiesymptome im Frühling sind: Verstopfte Nase, Niesen, Schnupfen, Husten, Fieber, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Juckreiz und gerötete Augen. Die Entstehung allergischer Erkrankungen ist komplex – sie wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst: genetische Veranlagung, Umweltfaktoren, epigenetische Einflüsse, die Mikroökologie und das Immunsystem.
Bei Kontakt mit Allergenen reagiert der Körper mit der Produktion von Immunglobulin E (IgE). Diese spezifische Reaktion ist unterschiedlich stark – je nach Pollenart oder Allergen. In schweren Fällen kann eine allergische Reaktion sogar zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock führen.
IgE bindet sich an sogenannte Mastzellen im Blut. Bei erneutem Kontakt mit dem Allergen wird Histamin freigesetzt, das typische Symptome wie Niesen oder eine laufende Nase verursacht. Langanhaltende oder wiederkehrende Entzündungen können komplexe Immunreaktionen mit Makrophagen, Eosinophilen und T-Lymphozyten auslösen. Weitere Einflussfaktoren sind eine familiäre Vorbelastung und Umweltverschmutzung.
Zu den gängigen schulmedizinischen Behandlungen zählen Allergenvermeidung, Antihistaminika sowie eine antigenspezifische Immuntherapie.
Die ayurvedische Sichtweise
Im Ayurveda unterscheidet man sechs Jahreszeiten. Der Frühling wird Vasantha genannt. Diese saisonalen Übergänge helfen dem Körper, sich mit gezielten Routinen auf die Veränderungen in der Natur einzustellen.
Im Winter führen Kälte, eingeschränkte Bewegung und der häufige Konsum schwerer, süßer Speisen zu einer Anreicherung des Kapha-Doshas. Dies kann zu Gewichtszunahme, Trägheit und einer Ansammlung von Schlacken im Körper führen.
Jeder Mensch reagiert im Frühling unterschiedlich – je nach Konstitutionstyp:
- Pitta-Typen neigen zu allergischen Symptomen wie Niesen, Schnupfen, Juckreiz und brennenden Augen.
- Kapha-Typen leiden häufig unter schleimigen Atemwegsinfektionen, verstopften Nasennebenhöhlen, träger Verdauung und Erschöpfung.
- Vata-Typen verspüren vermehrt Kopfschmerzen, Müdigkeit, Gelenkschmerzen und Entzündungen.
Vorbereitungsphase: Der Körper im Übergang
Aus ayurvedischer Sicht beginnt die Vorbereitung auf den Frühling ab Mitte Februar. Die Zeit zwischen den letzten Winterwochen und dem beginnenden Frühling ist optimal, um den Körper auf die kommende Jahreszeit einzustimmen.
Zwei zentrale Aspekte stehen im Fokus:
1. Das Verdauungsfeuer (Agni) stärken, um Schlacken (Ama) zu vermeiden.
2. Die Immunabwehr und Widerstandskraft des Körpers erhöhen.
Daher eignet sich diese Zeit besonders gut für reinigende Kuren im Ayurveda.
Tipps für die ayurvedische Frühlingsroutine:
- Start in den Tag: Ein Glas warmes Wasser mit einem Stück frischem Ingwer, einem Teelöffel Zitronensaft und etwas Honig.
- Vermeiden Sie kalte Getränke. Smoothies oder Säfte sollten möglichst Zimmertemperatur haben.
- Tees mit Ingwer, Zitrone, Fenchel, Kümmel und Anis fördern die Verdauung und verhindern die Bildung von Ama (unverdaute Rückstände).
- Bei vermehrtem Schleim sollte der Konsum von Quark, Joghurt und Sahne reduziert werden – diese verstärken die Symptome.
- Verzichten Sie auf Frittiertes – stattdessen lieber frisches, gekochtes Gemüse wie Spinat, Mangold, Karotten, Rote Bete, Kürbis, Gurke etc.
- Gewürze wie schwarzer Pfeffer, Ingwer, Kurkuma und Kreuzkümmel helfen, Kapha zu reduzieren.
- Darmgesundheit unterstützen – durch ballaststoffreiches Gemüse und fermentierte Lebensmittel wie Buttermilch.
- 1 Glas Goldene Milch am frühen Morgen und 2 Teelöffel Chyavanprash vor dem Schlafengehen können die Empfindlichkeit des Körpers verringern.
- Pflanzliche Präparate wie Indukantham-Tee und Haridrakhantam stärken das Immunsystem. Die genaue Dosierung sollte mit einem Ayurveda-Spezialisten abgestimmt werden.
Änderungen im Tagesrhythmus
- Früh ins Bett und früh aufstehen. So kann man die Sonnenstunden optimal nutzen. Ideal ist es, zwischen 22:00 und 22:30 Uhr schlafen zu gehen und gegen 6:00 Uhr aufzustehen.
- Studien zeigen, dass ein geregelter Schlafrhythmus die Entwicklung eines stabilen immunologischen Gedächtnisses fördert.
- Vor dem Duschen den Körper mit warmem Öl einreiben – das stärkt die Haut und nährt das Nervensystem.
- Einmal pro Woche einen Fastentag einlegen. Kurzzeitfasten kann die Immunfunktionen stärken und Infektionen vorbeugen.
Bewegung und Natur
Wissenschaftliche Studien bestätigen, dass der Aufenthalt in der Natur das Immunsystem regulieren kann. Aktivitäten im Freien wie Yoga, Spaziergänge oder Jogging unterstützen diesen Effekt. Ayurveda empfiehlt besonders Yoga in der Natur, um Körper, Geist und Atem in Einklang zu bringen.
Bleiben Sie gesund!
Ihre
Ansheena Davis Vadakkan
Ayurveda-Spezialistin