„Das ist doch nur trockene Haut“ – ein weitverbreiteter Irrtum.
In Deutschland sind rund zwei Millionen Menschen von Psoriasis, auch Schuppenflechte genannt, betroffen. Dabei handelt es sich um eine chronisch-entzündliche, hyperproliferative Hauterkrankung. Psoriasis äußert sich durch scharf begrenzte, gerötete und schuppende Plaques, die vor allem an den Streckseiten der Arme und Beine – zum Beispiel an Ellbogen, Knien und der Kopfhaut – auftreten. Die betroffenen Areale sind deutlich von gesunder Haut abgegrenzt. Auch Nägel und Gelenke können mitbetroffen sein. Wichtig zu wissen: Psoriasis ist nicht ansteckend, verläuft jedoch schubweise und zeigt häufig eine remittierende Tendenz.
Diese Erkrankung ist das Ergebnis einer Autoimmunreaktion der Haut. Die genaue Ursache ist bis heute nicht abschließend geklärt. Die Pathogenese gilt als multifaktoriell; sowohl genetische als auch umweltbedingte Faktoren spielen eine bedeutende Rolle. Je nach Alter des Ausbruchs unterscheidet man zwei Typen:
Der frühe Typ tritt meist im Teenageralter oder jungen Erwachsenenalter auf – oft besteht eine familiäre Vorbelastung.
Der späte Typ manifestiert sich typischerweise nach dem 40. Lebensjahr, meist zwischen 50 und 60 Jahren, und häufig ohne familiäre Vorgeschichte.
Die Rolle der Keratinozyten
Keratinozyten sind die Hauptzellen der Epidermis und machen etwa 90 % der obersten Hautschicht aus. Sie sind wesentlich am Schutz der Haut vor äußeren Einflüssen wie UV-Strahlung, Hitze, Bakterien, Viren, Parasiten oder Austrocknung beteiligt. Sie produzieren das Strukturprotein Keratin, das auch für gesunde Nägel und Haare wichtig ist.
Dringt ein Krankheitserreger in die Haut ein, lösen Keratinozyten einen entzündlichen Prozess aus. Bei Psoriasis sind sie besonders betroffen: Es kommt zu einer Überproduktion dieser Zellen und zu vaskulären Veränderungen in der oberen Hautschicht – als Folge einer überschießenden Immunreaktion. Dies führt zur charakteristischen Entzündung, Verdickung und Schuppenbildung der Haut.
Risikofaktoren
Bestimmte Auslöser können die Erkrankung verschlimmern:
* Genetische Veranlagung
* Psychischer Stress, z. B. durch Angst oder innere Anspannung
* Medikamenteneinnahme
* Rauchen, Alkoholkonsum
* Bakterielle Infektionen, insbesondere Streptokokken
* Mechanische Reizungen
* Übermäßige Sonnenexposition oder Sonnenbrand
Klinische Erscheinungsformen
* Plaque-Psoriasis (Psoriasis vulgaris) – die häufigste Form (80–90 % der Fälle): Erhabene, gerötete Plaques mit silberweißer Schuppung, meist an Ellbogen, Knien, unterem Rücken und der Kopfhaut.
* Nagelbeteiligung – raue Nägel, Tüpfelnägel, Onycholyse (Ablösung des Nagels vom Nagelbett).
* Guttata-Psoriasis – häufig bei Kindern nach einer Streptokokken-Infektion, meist am Rumpf und Rücken.
* Pustulöse Psoriasis – seltene Form mit kleinen, sterilen Pusteln auf gerötetem Untergrund.
* Erythrodermische Psoriasis – schwerste Verlaufsform mit großflächiger Hautbeteiligung am gesamten Körper.
* Psoriasis-Arthritis – bei etwa 5–10 % der Betroffenen kommt es zusätzlich zu entzündlichen Gelenkveränderungen.
Ayurveda-Perspektive
Im Ayurveda werden alle Hautkrankheiten unter dem Begriff „Kushta“ zusammengefasst. Ausführliche Beschreibungen finden sich im klassischen Werk Ashtanga Hridayam von Vagbhata. Psoriasis vulgaris wird dort mit dem Untertyp „Sidhmakushta“ in Verbindung gebracht – beide zeigen identische Symptome.
Ursachen aus ayurvedischer Sicht
Psoriasis entsteht aus einer Kombination psychologischer, genetischer und physiologischer Faktoren:
* Psychologische Einflüsse wie Angst, innere Unruhe oder Schuldgefühle
* Erbliche Faktoren – familiäre Vorbelastung
* Physiologische Faktoren – gestörtes Verdauungsfeuer (Agni), falsche Ernährung, Ama-Bildung (toxische Rückstände)
Die Ayurveda-Pathologie sieht die Ursache in der Ansammlung von Ama in Haut und Blut infolge eines Dosha-Ungleichgewichts, was zu Symptomen wie Trockenheit, Farbveränderung, Verdickung, Juckreiz und Schuppenbildung führt.
Je nach dominierendem Dosha zeigen sich unterschiedliche Symptome:
* Vata: Trockenheit, verstärkte Schuppenbildung
* Pitta: Brennen, Rötung, Entzündung
* Kapha: Dicke, raue Schuppen, starker Juckreiz
Ayurvedisches Behandlungsprotokoll
1. Vorbereitung des Körpers auf Entgiftung
– individuell angepasst an Konstitution und Verdauungsfeuer
– innere Einnahme von Dekokten zur Blut- und Hautreinigung
– Guggulu-Präparate (entzündungshemmend, antioxidativ)
2. Kräutertherapie
– Kombination folgender Heilpflanzen:
Manjishta (Rubia cordifolia), Ghadira (Acacia catechu), Guduchi (Tinospora cordifolia),
Darvi (Berberis aristata), Dantapala (Wrightia tinctoria)
– Verabreicht in wässriger, öliger oder alkoholischer Lösung
3. Äußere Anwendungen
– Abhyanga (Ölmassage) mit speziellen Kräuterölen auf Kokosbasis
– Reduktion von Hyperkeratose, Entzündung, Schuppen und Hautverfärbung
– Bashpa Sweda (Dampfbad): lindert Entzündung, fördert natürliche Entgiftung
4. Snehapana
– Einnahme von Kräuter-Ghee zur Entzündungshemmung und Heilung über liposomale Wirkstoffe
5. Reinigungsverfahren (Shodhana)
– Virechana (Darmreinigung) zur Reduktion von überschüssigem Pitta und Vata
6. Regeneration – Rasayana-Therapie
– z. B. Madhusnuhi Rasayana mit antioxidativen und regenerativen Eigenschaften
Lebensstil- und Ernährungsumstellung
* Meiden von scharfen, salzigen und schwer verdaulichen Speisen
* Keine unverträglichen Kombinationen (z. B. Milch mit sauren Früchten oder Fisch)
* Kein Alkohol, kein Rauchen
* Regelmäßiger Tagesablauf mit ausreichendem Schlaf
* Ernährungs-Tagebuch zur Erkennung individueller Trigger
Stressbewältigung
Psychischer Stress spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung und Verschlimmerung der Psoriasis. Folgende Maßnahmen sind hilfreich:
* Meditation, Yoga, Atemübungen
* Psychologische Betreuung
* Förderung des Selbstwertgefühls und Selbstbewusstseins
Für ayurvedische Kuren und individuelle Beratung zur Behandlung von Schuppenflechte stehen Ihnen unsere Spezialisten im Kurhaus zur Verfügung.
Ansheena Davis Vadakkan
Ayurveda-Spezialistin